Turniere über Turniere

Seit Mitte September 2022 bin ich wieder in Deutschland und habe lange nichts mehr gepostet. Diesen Beitrag habe ich jedoch bereits Anfang September 2022 geschrieben, bin aber schlichtweg nicht dazu gekommen, die Bilder zum Artikel auszusuchen und ihn hochzuladen. Nun ist es ein ausführlicher Rückblick auf die ereignisreichste und intensivste Zeit, die ich im Rahmen meiner Arbeit an der Schule erlebt habe. So langsam rückte das Ende des Freiwilligendienstes näher und da wollten wir nochmal alles rausholen, was ging. Aber lest selbst...

Schulstart nach den langen Winterferien

Am Montag, 18.07. begann die Schule wieder. Das bedeutete, dass die meisten Kinder am Vortag wieder von den Eltern oder von Taxifahrern in die Schule gebracht wurden. Wie der Titel schon verrät, standen in der letzten Zeit sehr viele Turniere an. Zweimal wollten wir dafür mit einem Teil unserer Schüler*innen nach Eenhana fahren, was natürlich der elterlichen Zustimmung bedarf. Vor den Ferien haben wir dafür Elternbriefe und Indemnity Forms verteilt. Aus voriger Erfahrung rechneten wir aber damit, dass nur ein Bruchteil der verteilten Briefe unterschrieben zurück kam. Daher gingen wir am Sonntag in die Schule und versuchten so viele Eltern wie möglich abzufangen, um deren Unterschrift zu ergattern. Das war zwar von mäßigem Erfolg gekrönt, dennoch war es total schön, die Kids wiederzusehen und zu begrüßen. Außerdem war es total interessant, mal die Eltern zu den Kindern zu sehen. Da wir an einer Internatsschule arbeiten, haben wir nämlich so gut wie gar keinen Kontakt zu ihnen.

Am Montag ging es dann mit dem normalen Sportunterricht wieder in den Schulalltag. Neuerdings unterrichten wir neben den hearing und visually impaired Kids auch eine Lerngruppe der intelectual impairment section. Die Schule wurde nämlich um eine Abteilung für geistige Behinderung erweitert. Der Schulalltag ist so für uns noch ein Stück vielfältiger geworden. Ein großer Renner im Sportunterricht war das Spielen von Ultimate Frisbee, was wir ab Klasse 4 mit den hearing impaired Kids gespielt haben. Das hat nicht nur den Schüler*innen sondern auch uns so viel Spaß gemacht, dass wir einfach mitgespielt haben. Neben dem alltäglichen Schul- und Nachmittagsprogramm, wie z.B. Schwimmstunden, haben wir sehr sehr viel Arbeit in die Vorbereitung der Turniere gesteckt: 06.-07.07. Mädellsfußballturnier in Eenhana, 13.-14.07. Jungsfußballturnier an unserer Schule, 18.-21. Winter Deaf Sports Tournament in Eenhana.

Voll in Action im Sportunterricht beim Ultimate Frisbee

Wir mussten Eltern anrufen, Absprachen mit der Schulleitung treffen, … Außerdem haben wir unser Trainingspensum im Nachmittagsprogramm deutlich nach oben geschraubt, um gut auf die Turniere vorbereitet zu sein. Ganz nebenbei hatten wir dann auch noch Besuch von Vanessa und Ray, zwei Freiwilligen von der Küste, denen wir unsere Einsatzstelle gezeigt haben.

Qualtitativ hochwertiger Eindruck in das Fußballtraining der Mädels zur Vorbereitung auf den Eenhana Girls Cup 2022(Nebenbei hat die visual impaired section auch noch Leichtathletik trainiert)

Eenhana Girls Cup 2022

Das Mädelsturnier in Eenhana war für unsere Mädchenmannschaft das erste Fußballturnier überhaupt. Organisiert haben wir das Turnier gemeinsam mit anderen Freiwilligen aus Eenhana, Walvis Bay und Okahao. Stattgefunden hat das Turnier in Eenhana.

Für dieses Turnier war der Rücklauf der Elternbriefe super. Nachdem wir einige Eltern nochmal angerufen haben, konnten wir den Trip mit allen 18 Mädels antreten, denen wir vor den Ferien einen Elternbrief ausgeteilt hatten. Für die Fahrt hat uns Ems einen Shuttle-Fahrer aus Eenhana empfohlen und mit Hilfe von Yuri haben wir für das Abendessen am Samstag Abend einen Catering Service für 100 Personen organisiert. Beides wurde mit Hilfe eurer Spenden finanziert! Außerdem haben wir von der Run Along Foundation zahlreiche Medaillen zur Verfügung gestellt bekommen, für die wir Aufkleber designt haben, die gerade noch rechtzeitig in Windhoek gedruckt und zu uns gesendet werden konnten. So konnten wir am Ende an ALLE Spielerinnen eine schöne Medaille als Andenken verteilen.

Das Turnier selbst war ein voller Erfolg. Morgens sollte es schon früh um 7:30 Uhr los gehen. Als Hanna und ich pünktlich in der Schule ankamen, waren die Mädels bereits fertig und total aufgeregt. Die Lehrerin im Hostel erzählte uns, dass sie bereits nachts um 3 wach waren und wissen wollten, wann es denn endlich los gehe. Die Motivation war auf jeden Fall riesig. Auch von dem Shuttle-Fahrer, der geschlagene eineinhalb Stunden zu spät kam (das entspricht der gesamten Fahrzeit bis nach Eenhana) ließen sich die Mädels ihre gute Stimmung und Vorfreude nicht verderben. Während des Wartens haben wir stattdessen unsere Bälle rausgeholt und uns schonmal ein bisschen warm gekickt. Dabei musste ich daran zurückdenken, wie das Mädchen-Fußballtraining bei uns angefangen hat. Wahnsinn, was für eine Leistungssteigerung wir erreicht haben. Nahezu niemand spielte die Pässe anfangs mit der Innenseite und an Ballannahmen war auch nicht zu denken, was mittlerweile schon ganz selbstverständlich geworden ist.

Dann kam endlich der Bus. Alle waren begeistert. Es war richtig spürbar, dass Ausflüge für unsere Kids immer etwas ganz besonderes sind. Schließlich verbringen sie sonst selbst die Wochenenden in der Schule. Da ist jede Möglichkeit, das Schulgelände zu verlassen, ein Highlight. Besonders, wenn der Ausflug über das ganze Wochenende gehen soll.

In Eenhana angekommen, herrschte erstmal ein bisschen Stress. Wir haben den Zeitplan durch unsere späte Ankunft ganz schön durcheinander geworfen. Schnell unsere ganzen Sachen in den Klassenraum räumen, in dem wir schlafen sollten und die neuen Trikots anziehen, die wir angeschafft und bedrucken lassen haben (auch hier kamen eure Spenden zum Einsatz). Dann ging es auch direkt zum Fußballfeld. Ohne Zeit zum Aufwärmen, hatten die Eluwa Stars direkt das erste Spiel des Turniers, in dem sie ein 0-0 Unentschieden erkämpfen konnten. Für mich ein guter Start in das Turnier.

Und genauso ging es weiter. Obwohl wir erst seit ein paar Monaten Fußballtraining mit den Mädels machen, haben sich beide unsere Mannschaften echt gut verkauft. Gegen die Mädels aus Walvis Bay war es schwierig, Niederlagen zu vermeiden, doch mit fast allen anderen Mannschaften aus Eenhana und Okahao waren wir auf ähnlichem Niveau. Beide unsere Mannschaften konnten jeweils eines ihrer Gruppenspiele gewinnen und in weiteren Spielen hinten die Null halten und so das ein oder andere Unentschieden herausholen. So wurden beide Teams Gruppendritter (bei Gruppengrößen von 5 bzw. 6 Teams). Beinahe erreichten die Eluwa Champions sogar das Halbfinale, welches sie nur um ein Haar im Elfmeterschießen (gegen die späteren Finalistinnen) verpassten. Ich bin im Nachhinein echt stolz auf diese Leistungen unserer Teams.

Das Turnier

Nachdem das Turnier bei guter Stimmung im Elfmeterschießen zu Ende ging, machten wir uns alle wieder auf den Weg zurück zur Schule, wo es für alle zunächst eine kleine Stärkung aus Hot Dog, Obst und Nik Naks gab. Danach überreichten wir den Teams, die den ersten und zweiten Platz belegten ihre Medaillen. Als Ems anschließend verkündete, dass wir auch für alle anderen Teilnehmerinnen Medaillen haben, rasteten alle völlig aus und freuten sich überschwänglich. Echt cool, dass die Run Along Foundation uns das ermöglicht hat und nicht nur Medaillen für die ersten drei, sondern gleich für alle Plätze gesponsert hat. So haben nun alle Mädels eine schöne Erinnerung an dieses Turnier.

Finalsieg im Elfmeterschießen für das Team aus Walvis Bay

So richtig toll wurde es dann danach, als die Mädels der unterschiedlichen Schulen so richtig anfingen, miteinander zu agieren, sich zu unterhalten und gemeinsam zu tanzen. Genau das war es, was wir mit unserer Teilnahme an diesem Turnier bezwecken wollten. Für die Kids an unserer Schule besteht kaum mal die Möglichkeit, mit Kindern von anderen Schulen in Kontakt zu kommen und sich mit gleichaltrigen Hörenden (abgesehen von den visually impaired Kids an unserer Schule) auszutauschen. Immer wieder kamen Mädels anderer Schulen zu Hanna und mir, um Gebärden zu erfragen, damit sie sich mit unseren Mädels unterhalten können. Womöglich hatten auch die anderen Mädels bisher noch nie die Gelegenheit, sich mit gehörlosen gleichaltrigen Kindern auszutauschen. Auf jeden Fall war es richtig schön zu sehen, wie viel Spaß alle an diesem Austausch hatten. Auch mit dem Vorurteil, Gehörlose könnten nicht tanzen, konnten unsere Mädels in eindrücklicher Weise aufräumen. Sie haben selbst getrommelt und dazu eine Tanzchoreo vom Feinsten rausgehauen, bevor anschließend alle Mädels gemeinsam getanzt haben. Ich wusste zwar, dass unsere Mädels gut tanzen können, die Art und Weise, wie sie sich dort präsentiert haben, hat mich aber auch von den Socken gehauen.

Zum Abendessen gab es Nudelsalat mit Gemüse und Fisch von einem Catering Service, bevor es dann auch schon bald dunkel wurde. Unsere Mädels zeigten sich von ihrer besten Seite, halfen bereitwillig beim Aufräumen und machten sich komplett selbstständig bettfertig und gingen freiwillig früh ins Bett. Während Miriam, Hanna und ich noch im Lehrerzimmer quatschten, kam irgendwann Malin zu uns da sie es bei den Mädels aus Walvis Bay nicht mehr aushielt, weil es viel zu laut sei und dort viel zu viel Quatsch gemacht würde. Dass unsere Mädels es gewohnt sind, gemeinsam im Hostel zu schlafen, machte unsere Aufgabe deutlich leichter. Für sie war es überhaupt nicht besonderes, gemeinsam in einem Raum zu schlafen, wodurch wir als Aufsichtspersonen einen echt einfachen Job hatten.

Preisverleihung und gemeinsames Tanzen, Spielen und Essen nach dem Turnier

Nach dem entspannten Aufräumen und Frühstücken kam der Bus am nächsten Morgen glücklicherweise pünktlich. So konnten wir zeitig aufbrechen und unsere Mädels waren rechtzeitig zum Mittagessen wieder zurück in der Schule. Ein wirklich toller Ausflug ging zu Ende, wobei ich danach auch echt kaputt war und mich ersteinmal ausruhen musste.

Eluwa Boys Cup 2022

Es blieb allerdings nicht viel Zeit, sich von den Strapazen zu erholen, denn nun ging es in die heiße Planungsphase für das nächste Turnier, den Eluwa Boys Cup 2022. Dieses Mal, waren wir also der Ausrichter und mussten uns dementsprechend um Unterkunft und Essen für unsere Gäste, Musikanlage, Mikrofon und sonstiges kümmern. Zu Gast kamen Phil mit seinen Jungs aus Eenhana, der zwei Teams stellte, sowie Yannik und Leon, die mit einem Team aus Okahao anreisten. Neben der normalen Arbeit im Sportunterricht und dem Nachmittagsprogramm mussten wir also zahlreiche Sachen für das Wochenende organisieren: Absprachen mit unserem Hostel-Leiter treffen, Lebensmittel für unsere 50 Gäste einkaufen, usw. Untergebracht wurden die anderen Fußballmannschaften und deren Betreuer in unserem Hostel. Am Donnerstag Nachmittag wurde dafür extra eine Putzaktion gestartet: Die Räume wurden gründlich gefegt, gewischt und mit Matratzen ausgelegt. Die Arbeit übernahmen die Schüler*innen, die aber total begeistert zu sein schienen, dass am Wochenende Besuch kommt und in der Schule endlich Mal was los ist, obwohl sie selbst bei dem Turnier nichtmal involviert waren. Es gab überhaupt keine Beschwerden, dass sie nun für andere Leute Schlafräume herrichten müssen, sondern das wurde bereitwillig gemacht.

Vorbereitungen für das Turnier: Einkäufe, Putzen, Betten herrichten, ...

Nun war der Tag gekommen. Samstag morgen bin ich noch extra früh zum Run Along gegangen, um meine 5 km Runde zu laufen. Ich blieb allerdings nicht zur Verlosung sondern fuhr direkt nach meinem Lauf nach Hause. Nur kurz duschen, etwas essen und dann ging es gemeinsam mit Hanna zur Schule, um alles für das Turnier herzurichten. Wieder zeigte sich die unglaubliche Hilfsbereitschaft unserer Kids. Als wir auf das Gelände fuhren, waren die großen Jungs gerade dabei, die Tornetze anzubringen. Viele andere folgten uns und fragten, wobei sie behilflich sein können. Dann wurden Tische zum Feld getragen, Verlängerungskabel zusammengesucht, der Lautsprecher und Run-Along Banner aufgestellt und mit Gips-Pulver die Spielfeldlinien markiert. Der Platz konnte sich so richtig sehen lassen.

Vorbereitungen am Turniertag

Gegen 10:30 Uhr trafen unsere Gäste ein und wurden empfangen. Der erste Eindruck: Man sind die groß. Gefühlt war selbst der kleinste Junge aus Eenhana einen Kopf größer als all unsere Jungs. Das Team aus Okahao war bis auf einige Ausnahmen (in beide Richtungen) eher auf unserem Größenlevel. Nachdem sie ihre Sachen in den Räumen verstaut und sich umgezogen hatten, ging es nach einer kurzen Aufwärmphase auch direkt los. Unsere Schule stellte insgesamt drei Teams: Zwei aus der hearing impaired section sowie ein Team aus der visually impaired section. Das erste Team der hearing impaired musste gleich gegen Eenhana ran. Leider war die Aufregung und der körperliche Nachteil deutlich zu spüren, sodass die Kids nach dem ersten Gegentor schon die Köpfe hängen ließen. So ging das Spiel 0-4 verloren. Auch die zweite Mannschaft der hearing impaired verlor das erste Spiel gegen die visually impaired Section mit 1-4. Obwohl sie fußballerisch besser waren, verpassten sie es, frühe Tore zu schießen. Das nutzte die visually impaired section aus, die mit 8 Feldspielern verteidigte und dann mit langen Bällen ihre großen und schnellen Stürmer in die Spitze schickten. Obwohl beide Teams von meiner Schule waren, fand ich das schade, da ich mit den hearing impaired schon deutlich länger trainiere und sie sich im Training auch deutlich besser und disziplinierter präsentieren.

Beide hearing impaired Mannschaften präsentierten sich im zweiten Gruppenspiel deutlich besser und weniger aufgeregt. Leider verloren wir jedoch wieder beide Spiele, wenn auch sehr unglücklich. Gegen die späteren Turniersieger kassierten wir erst in der letzten Sekunde das 0-1 Gegentor, nachdem in der vorigen Aktion unser vermeintliches 1-0 wegen eines Handspiels aberkannt wurde. Da haben wir echt viel Pech gehabt. Beide hearing impaired Teams waren somit ausgeschieden und mussten später im Spiel um Platz 5 gegeneinander spielen. Immerhin die visually impaired section schaffte es durch den Sieg ins Halbfinale, das jedoch gegen Okahao verloren ging.

Im zweiten Halbfinale musste ich dann doch noch als Schiedsrichter ran, wovor ich mich bis dahin erfolgreich gedrückt habe. In diesem Spiel spielten beide Eenhana Teams gegeneinander und machten mir den Schiedsrichter Job glücklicherweise ziemlich leicht. Leider kam ich dann bis zum Ende des Turniers nicht mehr vom Spielfeld herunter, da ich auch das Spiel unserer beiden Mannschaften um den 5. Platz sowie das Finale leiten musste. Das wurde zum Ende hin echt anstrengend. Gerade im Finale wurde es zudem immer dunkler und zu allem Überfluss fiel kurz vor Schluss noch der Ausgleich, sodass wir bei sehr schlechter Sicht und ohne Feldbeleuchtung ins Elmeterschießen musste. Dieses entschied Okahao für sich und feierte anschließend ausgiebig.

Eindrücke vom Turnier (leider existieren echt wenige Fotos, da wir zum Fotografieren viel zu gestresst waren)

Da es dann schon echt dunkel war, räumten wir nur noch schnell alle Sachen ins Büro und vertagten die richtige Aufräumaktion auf den Sonntag, ebenso wie die Verleihung der Medaillen. Am Ende des Tages hatte ich 40.000 Schritte auf der Uhr und war vollkommen fertig. Den ganzen Tag bin ich gefühlt nur von A nach B gelaufen, um irgendwas zu organisieren, unsere Mannschaften zu coachen oder Spiele zu schiedsen. Vielleicht hätte ich mir den Run Along am Morgen im Nachhinein doch lieber gespart.

Am nächsten Morgen trafen wir uns um 8 mit den anderen Freiwilligen in der Schule, um die Medaillenvergabe vorzubereiten, die wir dann nach dem Frühstück durchführten. Die Sieger aus Okahao wurden gebührend gefeiert und mit Goldmedaillen bedacht, aber auch für alle anderen Teilnehmer haben wir wieder ausreichend Medaillen parat gehabt, ein Mal mehr gespendet von der Run Along Foundation.

Siegerehrung und Mannschaftsfotos unserer Teams

Bevor die anderen wieder gefahren sind, gab es dann noch ein kleines Show Match zwischen den älteren Jungs unserer Schule und einem gemischten Team aus Eenhana und Okahao. Unsere Jungs hatten die Gäste-Teams herausgefordert, nachdem die U15-Teams ihre Spiele am Vortag verloren hatten. Nun war die Ausgangslage umgekehrt: Jetzt sahen die anderen Teams sich größeren, älteren und körperlich überlegeneren Gegnern gegenüber. Im ersten Durchgang zeigten die Eluwa Jungs auch keine Gnade und schossen ein Tor nach dem anderen, sodass sie zur Halbzeit mit 8-0 führten. Phils Halbzeitansprache schien allerdings gewirkt zu haben. Sein Team spielte in der zweiten Halbzeit deutlich besser zusammen und schaffte es, kein weiteres Tor zu kassieren. Genau das habe sein Team gebraucht sagte er. So konnte sein Team sehen, dass man selbst gegen deutlich stärkere Teams bestehen kann, allerdings nur, wenn man wie in der zweiten Halbzeit als Team zusammen spielt und zusammen verteidigt und nicht wie in der erstem Halbzeit jeder für sich kämpft. Das war ein schöner Abschluss des Turniers und die älteren Jungs haben sich total gefreut, auch nochmal spielen zu können. So hatten sie ein Trainingsspiel für das nächste Wochenende, an dem sie mit ihrem Turnier dran waren.

Schließlich verabschiedeten wir unsere Gäste und räumten alles wieder an seinen Platz. Irgendwie war ich auch froh, als der alles geschafft war. Ein Turnier komplett selbst auszurichten ist dann doch noch mal was anderes, als sich nur an der Planung zu beteiligen, wie es beim Mädels-Turnier am Vorwochenende der Fall war.

Dennoch war es wieder ein sehr sehr schönes Turnier. Dieses Mal lag der Fokus etwas mehr auf der sportlichen Performance als am Vorwochenende, dennoch haben wir durch dieses Turnier und durch den Sport wieder Begegnungen schaffen können, die sonst womöglich nicht zustande gekommen wären. Auch hier kamen immer Mal wieder Jungs aus Eenhana und Okahao zu mir und präsentierten stolz, welche Gebärden sie an diesem Wochenende gelernt haben. Auch die beiden Spieler der visually impaired section, die wir den Teams aus Eenhana zur Verfügung gestellt haben, wurden super in das neue Team aufgenommen und ihnen wurde auf dem Platz geholfen, wo es nur ging. Aufgrund der länger dauernden Spiele nam das zwar keinen ganz so großen Teil ein, wie in der Vorwoche bei den Mädchen, dennoch konnten war das Turnier glaube ich eine gelungene Veranstaltung für alle Beteiligten. :)

Einmal mehr muss ich mich dafür auch bei euch für die zahlreichen Spenden bedanken. Ohne euch hätten wir die Kosten für dieses Turnier nicht decken können. 1000 Dank!

Winter Deaf Schools Sport Tournament in Eenhana

Am nächsten Wochenende stand das dritte Turnier am dritten Wochenende an. Wieder sollte es nach Eenhana gehen, zum Winter Deaf Schools Sport Tournament, ausgerichtet von der Usko Nghaamwa Special School in Eenhana. Hanna und ich hatten uns gefreut, hier endlich mal nur teilnehmen zu können, ohne den ganzen organisatorischen Zusatzaufwand, den wir bei den letzten beiden Turnieren hatten. Das klappte allerdings nur bedingt. An unserer Schule war die Vorbereitung geprägt von Missverständnissen. Zunächst schrieben wir schon weit vor den Ferien in mehreren Anläufen eine Anfrage an das Regional Office, ob wir am Freitag 19.08. von der Schule freigestellt werden und ob uns ein Bus zur Verfügung gestellt werden kann, damit wir nach Eenhana reisen können. Diese Anfrage mussten wir mehrfach überarbeiten, bis wir endlich eine mündliche Zusage bekamen. Dann wurde diese allerdings am 17.08. – am Tag vor unserer Abreise – widerrufen. Nun standen wir also da, ohne Transport für das große Turnier, worauf sich die Schüler*innen schon so lange gefreut hatten.

Wir versuchten alles Mögliche, um noch einen Bus zu bekommen. Glücklicherweise hatten Hanna und ich beide noch viele Spenden, sodass wir als Notlösung wieder das private Shuttle-Unternehmen anheuern konnten, mit dem wir schon mit den Mädchen nach Eenhana gefahren waren. Dieses Mal fuhren wir allerdings mit deutlich mehr Schüler*innen, sodass wir zwei Kleinbusse benötigten, was den Preis natürlich ganz schön in die Höhe trieb. Zumindest einen kleinen Rabatt konnten wir noch heraushandeln, sodass das Angebot für uns okay war. 35 Schüler*innen haben sich riesig gefreut, dass nun doch noch alles geklappt hat und wir zu dem Turnier fahren konnten.

Am Donnerstag Nachmittag (18.08.) ging es dann also los. Zum Glück war die Fahrt nach Eenhana nicht so lang, da haben die Schulen aus Rundu und Windhoek das deutlich schlechtere Los erwischt. Als wir ankamen, waren die Schulen aus Rundu bereits dort: Die Andreas Kandjimi Primary School und Maria Mwengere Secondary School. Das sind Regelschulen, an denen es jedoch Deaf Units gibt, in denen gehörlose und hörbeeinträchtigte Kinder unterrichtet werden. Es war cool auch mal mit Menschen aus anderen Landesteilen zu signen und so ein bisschen selbst herauszufinden, welche Unterschiede es auch hier und da in der namibischen Gebärdensprache gibt. Das Unterhalten funktioniert zwar ohne Probleme, doch auch hier scheint es regionale Unterschiede bzw. kleine Dialekte zu geben. Anfangs waren unsere Schüler*innen noch recht schüchtern und blieben eher unter sich, tauten dann aber nach und nach auf und unterhielten sich schließlich angeregt mit den Schüler*innen der anderen Schulen. Das muss toll für sie sein, zu sehen, dass sie nicht alleine sind, sondern Teil einer großen Community. Wir wollten mit unseren eigenen Turnieren ermöglichen, dass sie Kontakte außerhalb der Deaf Community knüpfen können, doch auf diesem Turnier habe ich gemerkt, dass der Kontakt zu Schüler*innen anderer Deaf Schools mindestens genauso wichtig ist.

Nach der späten Ankunft von NISE (National Institute for Special Education, Gehörlosen-Schule in Windhoek) gab es eine kleine (sehr langweilige) Eröffnungszeremonie. Hanna und ich waren froh, dass wir solche langen Reden bei unseren Turnieren außen vor gelassen haben. Die Schüler*innen wirkten sehr gelangweilt und hörten sowieso irgendwann nicht mehr richtig zu. Angekündigt wurde das ganze mit ein paar Minuten Dauer, die sich aber schnell auf über eine Stunde ausdehnten. So gab es dann letztendlich erst um 21 Uhr Abendessen. An diese unzuverlässigen Essenszeiten mussten wir uns für die Dauer des Turniers leider gewöhnen.

Am nächsten Morgen ging es dann endlich los. Nach dem Frühstück sind wir mit einer kleinen Polizeiparade durch die kleine Stadt Eenhana und dann zu den Sportfeldern des Vocational Training Centers gelaufen (das ist sowas wie ein Berufsbildungswerk). Dort ging es dann – wie sollte es auch anders sein – wieder mit zahlreichen Reden weiter. Eigentlich wollten alle Schüler*innen einfach nur anfangen Fußball und Netball zu spielen, doch das mussten sie noch über sich ergehen lassen.

Unsere Fußballmannschaft hatte direkt das erste Spiel gegen NISE, die Schule aus Windhoek. Wie auch bei den kleineren Jungs in der Woche zuvor, wirkten sie zunächst etwas nervös und mussten erstmal in das Spiel finden. Das ging den Gegnern allerdings genauso, sodass wir zumindest kein Gegentor in der Anfangsphase kassierten. Ab Mitte der ersten Halbzeit fanden wir immer besser ins Spiel und konnten mit einer 2-0 Führung in die Halbzeit gehen. Auch nach der Pause konnten wir für klare Verhältnisse sorgen und trotz einer roten Karte gegen uns vier weitere Tore nachlegen, sodass wir das Spiel letztendlich mit 6-0 gewannen. Das war mal ein Ausrufezeichen direkt zum Turnierauftakt.

Auch unsere Netball-Mannschaft musste direkt im ersten Spiel ran. Das war eigentlich schade, da wir uns so nicht gegenseitig unterstützen konnten. Leider verlor sie das Spiel gegen die Maria Mwengere Secondary School mit 2-9 und war somit schon aus dem Turnier ausgeschieden (warum man mit 5 Mannschaften ein K.O.-System spielen ließ ist mir immernoch ein Rätsel und sollte auch im Nachhinein noch für ordentlich Verwirrung und Aufregung sorgen).

Während Maria Mwengere, die ihr erstes Spiel gewannen und damit direkt ins Finale einzogen, mussten wir nach der Mittagspause erst noch ins Halbfinale. Der Gegner hieß Usko Nghaamwa Special School, die zuvor noch kein Spiel hatten. Außer unserer Mannschaft und NISE standen also alle anderen Mannschaften direkt im Halbfinale. Über die Fairness dieses Spielmodus lässt sich streiten würde ich sagen (womit wir wieder bei der Unsinnigkeit des K.O.-Systems bei 5 Mannschaften wären). Vor dem Spiel klärte ich extra mit der Turnierleitung ab, ob unser Spieler, der in der ersten Partie rot gesehen hatte, spielen darf oder ob er gesperrt ist (immerhin hatte er in der ersten Partie drei Tore geschossen). Obwohl mir die Erlaubnis erteilt wurde, ließen Damian und ich ihn erstmal draußen. Auch ohne ihn erwischten wir einen guten Start und gingen zügig mit 1-0 in Führung. Im Gegenzug bekamen wir allerdings einen unglücklichen Handelfmeter gegen uns und kassierten den Ausgleich. Nur kurze Zeit später bekamen wir den nächsten (dieses Mal aber definitiv ungerechtfertigten) Handelfmeter gegen uns und mussten in der Folge einem 1-2 Rückstand hinterherlaufen. Zur Pause wollten wir dann Jonas, unseren Spieler mit der roten Karte aus dem vorigen Spiel einwechseln. Obwohl die Turnierleitung (von Usko Nghaamwa!!!) mir das zuvor ausdrücklich erlaubte, wurde sich dann lautstark darüber beschwert und entschieden, dass er doch nicht spielen dürfe. Wahrscheinlich hatten sie vorher nicht auf dem Schirm, dass es um das Spiel gegen sie ging und haben dann ihre Entscheidung kurzer Hand geändert. Da konnten wir in der Situation leider nichts gegen tun. In der Folge erzielten wir dennoch den Ausgleich, mussten dann aber noch zwei weitere Gegentreffer hinnehmen. Usko hat gut gespielt und nicht unverdient gegen uns gewonnen, auch wenn ihnen die beiden Handelfmeter und die spontane Umentscheidung bzgl. der Rot-Sperre natürlich dabei geholfen haben.

Natürlich waren unsere Jungs (sowie ich auch) nach dem Spiel erstmal enttäuscht und angefressen, legten diese Einstellung allerdings ab, sobald sie ein wenig Abstand vom Spiel gewannen. Später in unserer Unterkunft und beim gemeinsamen Abendessen mit den anderen war nichts mehr davon zu spüren. Darüber habe ich mich gefreut: Rivalität und Ehrgeiz auf dem Sportplatz, aber nicht mehr bei allem, was danach kommt. Auch ich habe mich nach dem Spiel mit dem Schiedsrichter versöhnt und mich immer wieder gut mit ihm unterhalten.

Am nächsten Morgen wurde uns gesagt, dass unsere Fußballmannschaft im Spiel um Platz 3 erneut gegen NISE spielen muss. Daraufhin hat sich die Andreas Kandjimi Primary School (zu Recht) beschwert und wollte wissen, warum bitte NISE im Spiel um Platz 3 spielen soll und nicht sie. NISE hatte schließlich schon gegen Eluwa verloren. Da die Gegner von Andreas Kandjimi direkt ins Finale einzogen, hätte tatsächlich Andreas Kandjimi ins Spiel um Platz 3 einziehen müssen. Letztendlich haben aber alle eingesehen, dass die Wahl des Spielmodus einfach nicht passend war und entschieden, dass wir automatisch den dritten Platz zugesprochen kriegen, da wir ja schon ein Spiel gewonnen hatten. Einerseits freuten wir uns natürlich über den dritten Platz, andererseits bedeutete das natürlich, dass am Samstag gar kein Fußballspiel mehr hatten, was ziemlich schade war. Aber die Entscheidung war gefallen.

Das Programm ging am Samstag aber erstmal mit Leichtathletik los. Gesucht wurden die schnellsten 100 m und 200 m Sprinter*innen. Hier wurden Hanna und ich als Officials eingespannt. Wir waren für die Zeitmessung und das Notieren der Namen der Athlet*innen verantwortlich. Auch bei diesem Event zeigte sich wie schon so häufig zuvor, dass die Organisation und Absprache nicht ganz perfekt war. Zunächst wurde uns vorgehalten, dass wir ja gar nicht die Geburtsurkunden unserer Athlet*innen dabei hätten um deren Alter nachzuweisen, was uns aber im Vorfeld gar nicht gesagt wurde. Dann wurde nicht gemeinsam entschieden, wie viele Läufer*innen in das jeweilige Finale einziehen, sondern der Organisator von Usko Nghaamwa hat sich einfach ohne Diskussion über die Vorschläge der anderen Schulen hinweg gesetzt, sodass es in der Altersgruppe U17 zwei 200 m Finals gab, wodurch am Ende jede Medaille doppelt vergeben wurde. Letztendlich war es für uns dann gut, da unsere Schüler*innen so mehr Medaillen abstauben konnten. Insgesamt schnitten unsere Schüler*innen hier echt gut ab und belegten mit 4 x Gold, 4 x Silber und 4 x Bronze den zweiten Platz im Medaillenspiegel.

Anschließend wurden die Finalspiele im Fußball und Netball gespielt. Beim Fußball-Finale standen sich die Usko Nghaamwa Special School und die Maria Mwangele Secondary School gegenüber. Ich habe Damian, der in dem Spiel Schiedsrichter war als Linienrichter unterstützt. Zunächst sah es nach einem eindeutigen Spiel aus, da Usko mit einer 3-0 Führung in die Halbzeit ging und diese auch bis 10 Minuten vor Schluss halten konnte. Kurz vor Schluss kassierten sie jedoch noch drei Gegentore, sodass es in die Verlängerung ging. Wieder startete Usko furios und erzielte zwei Treffer. Nach dem Seitenwechsel drehte sich das Blatt jedoch erneut und auch Maria Mwangele erzielte zwei Tore zum 5-5 Ausgleich. Was für ein Spiel, nach jedem Seitenwechsel änderte sich der Spielverlauf vollkommen. Es ging also in das Elfmeterschießen, welches die Usko Nghaamwa Special School für sich entscheiden konnte. Ich war sehr überrascht von dem Ergebnis, da ich Maria Mwangele als Favorit gesehen hätte. Deren Schüler*innen sind schlichtweg schon deutlich älter als die der anderen Teams und bringen daher deutlich mehr Erfahrung mit. Das Team von Usko Nghaamwa hat sich aber hervorragend geschlagen und wie ich finde verdient gewonnen. Schade, dass wir im Halbfinale so unglücklich gegen sie verloren haben.

Nach den Fußball und Netball Finalspielen, wurde Volleyball gespielt. Hier spielten Schüler*innen und Betreuer*innen gemeinsam. Es ging dabei jedoch lediglich um Spaß und da es dafür nichts zu gewinnen gab, wurde der Wettkampf nach unserem ersten Spiel (was wir leider verloren) abgebrochen, da die Zeit schon zu sehr vorangeschritten war. Ebenso fiel der Tauzieh-Wettkampf deshalb aus.

Stattdessen ging es zur Siegerehrung über, wo unsere Schüler*innen einige Athletics-Medaillen sowie die Bronze-Medaillen im Fußball überreicht bekamen. Auch hier leisteten die Organisator*innen sich wieder einen kleinen Faux pas. Zunächst wurde durchgesagt, dass jedes Fußballteam 16 Medaillen bekommt, also auch 5 Auswechselspieler mit Medaillen bedacht werden. Entsprechend haben wir 16 unserer 17 Spieler aufreihen lassen. Als sie dann aufgerufen wurden und nach vorne gingen, hieß es einmal doch, dass es nur 12 Medaillen gäbe. Dementsprechend blieben vier Spieler ohne Medaillen und mit traurigen Gesichtern zurück. Warum beim Netball bis zu vier Auswechselspielerinnen eine Medaille bekamen, beim Fußball aber nur einer, blieb mir ein Rätsel. Daraufhin besorgten wir selbst noch entsprechende Bronze-Medaillen, die wir unseren übrigen Spielern am vergangenen Montag beim Assembly überreichten.

Der letzte Programmpunkt am Samstag Abend war die Wahl von Mr. und Ms. Winter Deaf Schools Sport Tournament. Eine Modelshow, zu der sich die Teilnehmenden anmelden konnten, um dann in mehreren Runden verschiedene Outfits zu präsentieren und in Mini-Quizfragen gegeneinander anzutreten. Solche Modelshows sind hier ein ziemlich großes Ding und die Schüler*innen haben sich total darauf gefreut. Das war auch am Valentinstag schon so, als es eine solche Modelshow bei uns in der Schule gab. Die Jury bestand aus drei Mitgliedern, die zunächst die aus ihrer Sicht besten fünf männlichen und weiblichen „Models“ ausgewählt haben und ihnen anschließend verschiedene Fragen gestellt haben.

Aus unserer Schule nahmen zwei Jungs und drei Mädchen am Wettbewerb teil. Ein Junge sowie zwei Mädchen kamen in die Runde der letzten fünf, wo dann Kristina sogar gewinnen konnte. Ihre Freude darüber war auch am nächsten Tag noch riesig. Einige Lehrer anderer Schulen haben sich zwar auch am nächsten Tag immer noch lautstark darüber beschwert und warfen der Jury Manipulation und unfaire Behandlung ihrer Schüler*innen vor, doch die Tatsache, dass alle Jurymitglieder von anderen Schulen kamen und keines von unserer, führte diese Beschwerden ad absurdum.

Nachdem die Show um ca. 2 Uhr nachts zu Ende war, wollten wir dann endlich ins Bett. Da es einem unserer Jungs nicht so gut ging, hatte er sich schon vorher schlafen gelegt. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorging, dass er dabei die Zimmertür von innen abgeschlossen hat. Auf jeden Fall waren die übrigen Jungs nicht so begeistert, dass sie dann nicht ins Zimmer kam. Jegliche Weckversuche blieben erfolglos. Es ist echt nicht leicht, einen gehörlosen Jungen aus dem Schlaf zu kriegen. Hämmern gegen die Zimmertür, Taschenlampe durch das Fenster, hämmern gegen die Außenwand, … Mindestens eine halbe Stunde lang probierten wir alles mögliche, ihn wach zu kriegen. Nach unzähligen Versuchen wachte er schließlich doch auf und ließ die anderen Jungs herein, die endlich schlafen wollten.

Da wir keine allzu weite Heimfahrt vor uns hatten, konnten wir den nächsten Morgen halbwegs entspannt angehen. Während alle anderen schon losgefahren waren, machten wir uns nach dem Frühstück und Zimmer räumen noch auf den Weg zur Usko Nghaamwa Special School. Sie waren zwar die Gastgeber*innen des Turniers, doch wir waren bis dahin nicht ein mal in deren Schule, da andere Sportfelder und eine andere Unterkunft genutzt wurden. Damian hatte also die gute Idee, nochmal dort vorbeizulaufen und sich die Schule anzusehen. Die Schule ist deutlich kleiner als die Eluwa Resource School, hat aber ein schön angelegtes kleines Schulgelände. Ca. 100 Kinder gehen auf die Schule. Umso beeindruckender, dass sie es bei so einer kleinen Schüler*innenanzahl geschafft haben, sowohl im Fußball als auch in der Leichtathletik zu triumphieren.

Eindrücke vom Winter Deaf Tournament (leider bin ich auch hier wieder kaum zum Fotografieren gekommen)

Nach unserem Besuch an der Schule wurden wir dort von den Shuttle-Fahrern abgeholt und machten uns auf den Heimweg. In der Schule wurden wir von heranlaufenden Kindern begrüßt, die sofort wissen wollten, wie der Ausflug war. Für mich war er vor allem eins: sehr intensiv. Wir haben sehr viel in Sign Language kommuniziert, sehr viel Zeit mit unseren Schüler*innen verbracht, sehr viel in der Sonne gestanden und dafür nicht allzu viel geschlafen. Es war sehr sehr schön, aber auch total anstrengend, genau wie an den letzten beiden Wochenenden. Zu hause angekommen, bin ich ins Bett gefallen und habe erstmal ein paar Stunden geschlafen, um mich ein wenig zu erholen. Auch am darauffolgenden Montag blieben Hanna und ich zu Hause. Schließlich haben wir drei Wochenenden am Stück durchgehend gearbeitet und konnten einen freien Tag mal wieder ganz gut gebrauchen. Alleine, um die ganzen liegengebliebenen Sachen anzugehen, wie zum Beispiel Wäsche zu waschen und diesen Blog zu schreiben.

Die letzten Wochen waren sehr sehr intensiv, aber auch unglaublich schön. Wir konnten durch die Ausflüge und Turniere vielen Kindern und Jugendlichen ein Lächeln auf die Lippen zaubern und ein bisschen Abwechslung vom öden Schul- und Internatsalltag bieten. Ich bin mir sicher, dass viele von ihnen sich noch lange daran erinnern werden, genauso wie ich selbst auch. All das wäre ohne eure Zahlreichen Spenden nicht möglich gewesen. Für mich ist es ein riesengroßes Privileg, mir keine großen Gedanken darüber machen zu müssen, ob unsere Projektideen finanziell umsetzbar sind. Vielen vielen Dank an euch alle, die ihr für meinen Freiwilligendienst gespendet habt. Damit habt ihr den Schüler*innen sowie auch mir eine unglaublich große Freude gemacht!

Kleiner Ausblick

Nun geht es auf die letzten beiden Wochen in Namibia zu. Am vergangenen langen Wochenende haben wir uns bereits von den anderen Freiwilligen im Norden verabschiedet, die aufgrund von Visaproblemen schon zwei Wochen vor uns ausreisen mussten. Nun sind Hanna und ich die einzigen Freiwilligen im Norden. Was für ein komisches Gefühl. So langsam rückt das alles mehr ins Bewusstsein. Man plant die letzten Tage in der Schule, macht sich Gedanken darüber, wie viel man noch einkaufen kann, damit man es noch leer kriegt und verabschiedet sich bereits von Leuten, bei denen nicht sicher ist, ob man sie nochmal sieht. Alles ganz komisch.

Dennoch versuche ich, die letzten zwei Wochen noch so gut es geht zu genießen. Ich freue mich auf die letzten Events, die wir hier geplant haben. Am Samstag veranstalten wir das erste Run Along Spikeballturnier und in der nächsten Woche planen wir ein Sportfest in der Schule. Es ist also noch genug zu tun, um sich von all den Gedanken abzulenken.

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