Endlich so richtig angekommen?!

Heute (Montag der 21.03.) ist Independence Day in Namibia. Das heißt: Schulfrei, verlängertes Wochenende, die Schüler*innen aus dem Internat sind sind gerade zu Hause bei ihren Familien und ich bin endlich  dazu gekommen, die letzten Wochen revue passieren zu lassen und einen neuen Blogbeitrag zu verfassen. Seit dem letzten Beitrag ist unglaublich viel passiert, es gibt für euch also etwas mehr Lesestoff und mehr Bilder als sonst. :)

Beginnen wir Mal beim Daily-Business: Der Sportunterricht. Seit wir einige Wochen nach Schulbeginn endlich einen Stundenplan erhalten haben, läuft der Sportunterricht deutlich geregelter ab als zuvor. Wir haben uns nach dem Curriculum einen Plan für die einzelnen Klassen gemacht und uns überlegt, welche Themen wir wie und wann im Schuljahr behandeln möchten. Zunächst haben wir in fast allen Klassen mit Leichtathletik (in erster Linie Sprint- und Mitteldistanz-Läufe) begonnen. Als nächstes thematisieren wir in der hearing impaired section den Umgang mit Bällen und anderen Wurfgeräten und haben uns in dem Zusammenhang Netball, Fußball und Frisbee vorgenommen. In der visual impaired section haben wir außerdem Tanzen mit in den Plan aufgenommen. Wir haben festgestellt, dass sich die Schüler*innen mit Musik total catchen lassen und sich riesig freuen, sich zu Musik zu bewegen.

Ein paar Fotos aus unserem täglichen Sportunterricht

Zudem ist mittlerweile unser Nachmittagsprogramm für die Schüler*innen der hearing impaired section angelaufen, welches ich am Ende des letzten Beitrags schon angeteasert habe. Wir haben uns zunächst auf die hearing impaired section fokussiert, da es für die visual impaired section bereits ein Nachmittagsangebot gibt. Das Programm umfasst aktuell Leichtathletik-, Fußball- sowie Netballtraining und soll demnächst noch um Schwimmunterricht erweitert werden. Die Schüler*innen durften eine Sportart wählen und dürfen nun dafür einmal pro Woche in der täglichen Study-Time am Nachmittag fehlen, um mit uns Sport zu machen. Seit einigen Wochen trainiere ich nun schon gemeinsam mit Damian (gehörloser Mitarbeiter der Schule) und teilweise mit Hanna eine Mädels- und zwei Jungs-Fußballmannschaften. Das Fußballtraining läuft wirklich gut, obwohl es für mich eine ganz schöne Herausforderung ist. Schließlich habe ich vor über 11 Jahren das letzte Mal selbst richtig Fußball gespielt und Trainingseinheiten mitgemacht. Da die Erinnerungen daran sich in Grenzen halten, muss ich also viel im Netz und in Büchern stöbern, um mir Übungen für die Trainingseinheiten zu überlegen. Die Kids freuen sich auf jeden Fall über die Möglichkeit, Fußball spielen zu können und ziehen bei den Trainings wirklich super gut mit. Nicht ganz so gut läuft bisher das Leichtathletiktraining, welches Hanna und ich gemeinsam machen. Während die Schüler*innen zum Fußballtraining mittlerweile von alleine kommen, müssen Hanna und ich vor dem Leichtathletiktraining immer losziehen, um sie einzusammeln. Generell wirken die Schüler*innen dabei nicht ganz so motiviert wie beim Fußball- oder beim Netballtraining, welches Hanna gemeinsam mit Lina (einer gehörlosen Lehrerin) gibt. Daran müssen wir also noch ein wenig arbeiten, damit alle Beteiligten mehr Spaß am Leichtathletiktraining haben.

Fußball-, Netball- und Leichtathletik-Training

Was das Nachmittagsprogramm angeht, ist unsere größte Baustelle allerdings der Schwimmunterricht, den wir uns vorgenommen haben. Wir haben anfangs völlig unterschätzt, wie viel organisatorischer Aufwand damit zusammen hängt. Der ursprüngliche Plan war, mit den Kids in den Bennie‘s Entertainment Park zu gehen und den dortigen Pool zu nutzen. Also haben wir das mit der Schulleitung abgesprochen, im Freizeitpark angefragt und den Schüler*innen an einem Home-Weekend Briefe an die Eltern mitgegeben und darin nach deren Einverständnis gefragt. Soweit so gut, nun musste das alles aber noch mit der Regional Direktorin für Education abgesprochen und von ihr abgesegnet werden. Diese Kommunikation erwies sich als sehr schwierig und vor allem langsam. Seit Wochen fragen uns die Schüler*innen, wann es endlich mit den Schwimmstunden los geht und wir können nichts anderes antworten, als dass wir auf eine Antwort warten müssen und nächste Woche hoffentlich loslegen können. Mittlerweile haben wir ein hervorragendes Angebot von JP bekommen (später mehr dazu wer das ist und wie wir ihn kennengelernt haben). Er hat uns angeboten, für die Schwimmstunden umsonst seinen privaten Pool und sein Equipment zu nutzen und uns beim Schwimmunterricht sogar zu helfen. Für uns ist das ein super Angebot, durch das wir eine Menge Spendengelder sparen, die wir dann für andere Sachen einsetzen können. Schließlich müssten wir für den Bennie‘s Park Eintritt bezahlen und uns eigene Schwimmhilfen anschaffen. Der Nachteil ist, dass die Änderung des Ortes nun wieder der Zustimmung der Direktorin bedarf – also wieder langwierige Kommunikationswege. Nachdem wir sie unter der Woche mehrfach erfolglos angerufen haben, um mit ihr darüber zu sprechen, haben wir am vergangenen Freitag Nachmittag (NACHDEM die Schüler*innen für das Independence-Wochenende nach Hause gefahren sind) die Information erhalten, dass die Eltern für die geänderte Location nochmal eine schriftliche Zustimmung geben müssen. Wir konnten also keinen Elternbrief mehr vorbereiten, um ihn den Schüler*innen mitzugeben, sondern müssen das nun irgendwie anders lösen und haben die Eltern per SMS informiert und sie gebeten, selbst ein entsprechendes Schreiben aufzusetzen und nächste Woche mitzubringen. Wie gut das funktioniert und ob wir dann in der nächsten oder übernächsten Woche endlich starten können, wird sich zeigen.

Auch außerhalb der täglichen Arbeit in der Schule ist bei uns einiges passiert. So haben wir am Wochenende um den 12.02. unsere Mitfreiwilligen Yannik und Leon in Okahao besucht. Sie arbeiten dort an einer kleinen Private School etwas außerhalb des Ortes und wohnen auf dem Schulgelände. Seit diesem Jahr gibt es an der Schule ein Hostel, sodass einige Kinder (wie an der Eluwa Special School auch) auf dem Schulgelände wohnen. Es war schön, die Einsatzstelle anzuschauen und hautnah mitzuerleben, was für eine enge Beziehung Leon und Yannik zu den Kindern dort haben, schließlich wohnen sie ja mit ihnen gemeinsam in der Schule. Zu dem Zeitpunkt waren die beiden gerade dabei, ein Fußballfeld auf dem großen Schulgelände zu bauen, weshalb am Sonntag morgen ein großes Planiergerät kam, um die dafür vorgesehene Fläche zu begradigen. Mittlerweile ist das Fußballfeld fertig und wir müssten eigentlich mal wieder hinfahren, um das Ergebnis anzuschauen. Neben dem Schulgelände haben die beiden uns gezeigt, wo sie regelmäßig Volleyball spielen und wir konnten ein starkes Gewitter mit einem mächtigen Regenschauer miterleben, was direkt zum Stromausfall führte.

Gewitter in Okahao

Aus Okahao zurück, erwartete uns am darauffolgenden Montag der Valentinstag. Das ist hier ein weitaus größeres Event als ich es aus Deutschland gewohnt war. Auch in der Schule wurde das gefeiert. Der Unterricht wurde früher beendet und alle Schüler*innen und Mitarbeiter*innen der hearing impaired section versammelten sich im Speisesaal. Nach dem erzählen der Geschichte hinter dem Valentinstag überreichten sich die Mitarbeiter*innen gegenseitig Geschenke, bevor die Schüler*innen bei einer Modeschau gegeneinander antraten, um die diesjährigen Miss und Mister Valentine zu ermitteln. Dafür wurde extra ein Laufsteg aus Tischen gebaut und alle Teilnehmer*innen wurden lautstark angefeuert.

Valentinstag in der Schule

Außerhalb der Schule haben wir in den vergangenen Wochen und Monaten immer mehr neue Leute kennengelernt, die mittlerweile zu freunden geworden sind. Über Linea kamen wir zunächst mit TC in Kontakt, der ein Sportlehrer an einer anderen Schule hier in der Stadt ist. Er hat uns beim planen der Leichtathletikevents zu Beginn des Schuljahres total viel geholfen und ist generell sehr motiviert, den Sport und insbesondere Basketball hier in der Region voranzubringen. Als unsere Projektmanagerin Ulla sagte, dass sie noch Bewerber*innen für das weltwärts Süd-Nord Programm des ASC suche, mussten wir direkt an TC denken. Das Süd-Nord Programm ist im Prinzip identisch zu meinem Freiwilligendienst, nur umgedreht. Es bietet jungen und engagierten Menschen aus dem globalen Süden die Möglichkeit, einen einjährigen Freiwilligendienst in Deutschland zu absolvieren. Der ASC ist seit Jahren Teil dieses Projekts und ist stets auf der Suche nach Freiwilligen, die Lust haben, Kindergärten, Schulen und Sportvereine in Deutschland zu unterstützen. Wir haben also TC davon erzählt und ihm bei seiner Bewerbung mit Rat und Tat zur Seite gestanden. In diesem Prozess haben wir seine Schwester Rebekka und seine Nachbarin Loide kennengelernt, mit denen wir uns auf Anhieb gut verstanden haben. Den Kontakt haben wir aufrecht erhalten und begonnen, in unserer Freizeit etwas mit ihnen zu unternehmen. So waren wir z.B. mit Linea, Loide und TC gemeinsam Pizza essen oder haben uns von TC überreden lassen, am wöchentlichen Run Along teilzunehmen.

Der Run Along ist ein Community Run hier in Ongewediva, der jeden Samstag stattfindet. Es geht früh morgens um 6 Uhr los. Man geht zum Treffpunkt, trägt sich in die Liste ein, entscheidet, ob man heute 5, 10 oder mehr Kilometer laufen möchte und zieht eine Nummer für die spätere Verlosung. Dann läuft man alleine oder in einer Gruppe die vorgegebene Route ab, bis dann am Treffpunkt alle wieder zusammen kommen. Wenn ich von allen spreche sind das wirklich viele. Normalerweise sind so um die 70 Läufer*innen am Start. Nach dem Laufen gibt es dann noch gemeinsames Stretching für alle und eine Plank-Challenge. Anschließend besteht bei einer Verlosung die Chance, Smoothies, Pizza-Gutscheine, Präsentkörbe oder andere Kleinigkeiten zu gewinnen. Ich war am 19. Februar das erste Mal und seitdem jede Woche dabei, Hanna ist dann in der Woche darauf das erste Mal mitgelaufen. Die Stimmung dort ist wirklich großartig. Jeder wird gleichermaßen unterstützt, ganz egal, ob man einen 21 km Halbmarathon läuft oder 5 km spazieren geht. Das Ziel ist überhaupt nicht, besser als andere zu sein, sondern es geht nur darum, die Leute in toller Atmosphäre zur Bewegung zu motivieren.

Organisiert wird der Run Along von JP, der uns auch seinen Swimmingpool für die Schwimmstunden angeboten hat. Dort haben wir ihn kennengelernt. Er hat gemeinsam mit seiner Frau Naomi die Run Along Foundation gegründet und wirbt Sponsoren ein, um ein paar Preise für die wöchentliche Verlosung zu finanzieren. JP ist auch darüber hinaus total engagiert im Sport in der Region und im ganzen Land. Er ist Mitglied im nationalen paralympischen Komitee und hat so auch ein besonderes Interesse daran, beeinträchtigte Menschen im Sport zu unterstützen. Bei einem Meeting zu genau diesem Thema hat er uns gebeten, auch mal ein paar unserer Schüler*innen mit zum Run Along zu bringen. So hatten wir am 12.03. das erste mal zwei Schüler der hearing impaired section und vier Schüler der visual impaired section dabei, die allerdings alle noch so gut sehen konnten, dass sie die Strecke und Guide liefen. Demnächst wollen wir auch welche mitnehmen, die gar nichts sehen können und sich von anderen Läufer*innen führen lassen. Ziel dabei ist, den Schüler*innen zu ermöglichen mal aus der Schule herauszukommen und Kontakt sowie Austausch zu anderen zu ermöglichen und sie in die Run Along Community zu integrieren. Diejenigen die bisher dabei waren, haben es jedenfalls sehr genossen und wollen wieder mitkommen.

Mit unseren Schüler*innen beim Run Along. Ich hatte schon zwei Mal Glück bei der Verlosung: Smoothie und Pizza-Gutschein :)

Ende Februar haben wir mit einem größeren Projekt an der Schule begonnen: Bau einer Weitsprunggrube. Am Samstag den 26.02. haben wir daher einen ersten Arbeitstag an der Schule eingelegt. Nach dem Run Along sind wir in die Schule gefahren und haben die Schüler*innen gefragt, ob sie Lust hätten, uns zu helfen. Zügig hatten wir Heerscharen helfender Hände um uns. Wir haben Werkzeuge organisiert und dann haben einige mit Macheten den Rasen auf dem Fußballfeld gekürzt, andere haben Rasen und Unkraut entfernt und so eine Anlaufbahn für die Sprunggrube erstellt und wieder andere haben ein 3 mal 8 Meter große Grube ausgehoben. Nebenbei wurde der Sportplatz noch von Müll befreit. Es war eine super tolle Atmosphäre und ich war begeistert, wie die Kids in ihrer Freizeit freiwillig geholfen und so viel harte Arbeit in dieses Projekt gesteckt haben. Nach diesem ersten Arbeitstag an diesem Projekt gab es zur Belohnung am Abend noch die Möglichkeit, Fußball und Netball zu spielen.

Bevor wir den schönen und weichen Sand in die Grube füllen konnten, wollten wir die Wände noch verstärken und somit eine Abgrenzung von der Grube zur darum liegenden Erde schaffen. Da wir keine geeigneten Bordsteine gefunden haben, haben wir Zement gekauft und die Abgrenzung aus Beton gegossen. Da aktuell neue Schulgebäude gebaut werden, sind glücklicherweise im Moment Bauarbeiter anwesend, die diese Arbeit für uns übernommen haben.

Da dieser Arbeitsschritt einige Zeit in Anspruch nahm und wir an den darauffolgenden Wochenenden unterwegs waren und daher nicht an der Grube weiterarbeiten konnten, ließ die Fertigstellung etwas auf sich warten. In der vergangenen Woche haben wir dann aber schließlich die Nachmittage genutzt, um mit den Schüler*innen weiterzuarbeiten. Am 16. und 17. März haben wir wurden noch letzte Feinheiten erledigt und schließlich der neue Sand in die Grube gefüllt. Wieder war das Engagement und die Motivation der Schüler*innen total beeindruckend. Sie waren voller Freude dabei und haben selbst ohne die direkte Anwesenheit von Hanna und mir einfach weiter gearbeitet, weil sie es selbst kaum erwarten konnten, das Projekt endlich fertig zu stellen und sich im Weitsprung zu messen. Ein wirklich tolles Gemeinschaftsprojekt, was den Schüler*innen auch nach unserer Abreise erhalten bleiben wird! Die Kosten für den Zement und das Absprungbrett (welches wir noch anschaffen möchten) finanzieren wir übrigens über unsere gesammelten Spenden. An dieser Stelle nochmal vielen vielen Dank an alle Spender*innen.

Am Samstag den 05.03. sind wir nach dem Run Along zu Emily und Phil nach Eenhana gefahren, um dort in Emilys Geburtstag reinzufeiern. Yannik und Leon waren bereits seit Freitag da, aber wir konnten schließlich nicht den Run Along verpassen… Nachdem wir Nachmittags noch erfolglos versucht haben, den Spielplatz an der Schule von Emily und Phil zu reparieren, haben die anderen Jungs bei einem Fußballspiel mitgespielt, bevor wir abends gebraait (so wird hier das Grillen genannt) und dann ordentlich gefeiert haben. Erst bei Emily und Phil zu Hause, anschließend sind wir noch in eine Bar gefahren und haben ausgiebig getanzt. Alles in allem eine Richtig gute Stimmung aller Beteiligten und ein sehr glückliches Geburtstagskind!

Auch das nächste Wochenende waren wir unterwegs. Nach dem Run Along haben wir uns mit Linea, Loide, ihrer Cousine Gloria, TC und seinem Kumpel Vilho auf den Weg zu den Ruacana Falls gemacht. Nordwestlich von Ongwediva gelegen stürzen dort bei entsprechenden Wetterbedingungen am Ende der Regenzeit die gewaltigen Wassermassen des Kunene-Rivers (Grenzfluss zwischen Namibia und Angola) in die Tiefe. Eigentlich sollte es nach dem Run Along direkt los gehen und wir wollten spätestens um 9 Uhr aus Ongwediva raus sein (so zumindest die Ansage von TC). Hanna und ich mussten da bereits schmunzeln und haben gegen ihn gewettet, dass wir das nicht schaffen. Erst nach 10 Uhr wurden Hanna und ich zu Hause abgeholt und zu dem Zeitpunkt hatten wir noch nichts von dem eingekauft, was wir für unseren Trip benötigten. Also noch ein Stopp hier, ein Stopp dort, nochmal umkehren, weil wir etwas vergessen hatten. Letztendlich haben wir uns dann erst nach 14 Uhr so richtig auf den Weg gemacht. Die Pflanzen wurden immer dichter, der Boden immer rötlicher und die Luft immer feuchter. Unterwegs haben wir einen Stopp bei Etunda eingelegt. Das ist eine große Obst- und Gemüsefarm, wo auf großen Feldern Süßkartoffeln, Mais, Kohl, Zitronen und vieles mehr angebaut wird. So große Felder sieht man hier sonst nicht. Der Blick über die Felder mit ein paar Häusern und Laubbäumen im Hintergrund erinnerte schon etwas an das bekannte Landschaftsbild aus Deutschland.

Kurz vor unserer Ankunft veränderte sich die Landschaft nochmal schlagartig. Es wurde total hügelig, die Straße ging rauf und runter und schon aus dem Auto konnte man unglaublich weit in die Ferne sehen und die in Angola aufgestauten Wassermassen des Kunene-River erblicken. Gegen 17 Uhr erreichten wir dann unseren Campingplatz direkt am Kunene-River und mein Handy reagierte prompt: „Welcome to Angola“. Wir waren zwar noch in Namibia aber so dicht an der Grenze, dass mein Handy sich in das Mobilfunknetz von Angola einwählte. Also wegen der Roaming-Kosten einen Tag lang keine mobilen Daten, Nachrichten und Social Media – auch mal ganz schön! Der Ausblick vom Campingplatz war wirklich toll. Da wir Tomaten vergessen hatten, mussten wir nochmal ein paar Kilometer zurück fahren, um welche zu besorgen. Dabei haben wir noch einen sehr coolen Platz gefunden, wo gerade ebenfalls ein Campingplatz errichtet wird. Dort war die Aussicht und der weite Blick über Namibia und Angola noch beeindruckender. Wieder zurück im Camp haben wir unsere Zelte aufgeschlagen und den Braai vorbereitet. Den Rest des Abends haben wir gespielt, gegessen und tolle Gespräche geführt. Als es anfing aus Strömen zu regnen, mussten wir die Party ins Zelt verlegen. Wie stark der Regen war, wurde mir erst bewusst als er nachließ und wir uns wieder nach draußen wagten. Der Parkplatz unseres Autos stand ca. 20 cm unter Wasser! Unser Zelt erwies sich auch nicht als komplett wasserdicht und in den Ecken sammelten sich kleine Pfützen. Für diese Umstände konnte ich trotzdem erstaunlich gut schlafen. Da hat sich das frühe Aufstehen zum Run Along nachträglich gleich nochmal ausgezahlt, da ich einfach sehr müde war.

Am nächsten Morgen haben wir uns noch ohne richtiges Frühstück zu einer kleinen Wanderung aufgemacht. Das Ziel: ein schöner Ausblick, der Weg: ungewiss. Zunächst ging sind wir eine Schotterstraße hochgelaufen, bevor wir uns querfeldein durch den Busch unseren eigenen Weg gesucht haben. Wir haben einen ausgetrockneten Bach gefunden und sind ihm gefolgt, schließlich müsste er uns ja nach unten zum Fluss führen. Irgendwann haben wir einen Felsvorsprung entdeckt, von wo aus man einen wunderbachen Blick über das gesamte Tal haben musste, wir hatten also unser Ziel gefunden und haben uns nun einen Weg gesucht, um auf diesen Felsvorsprung zu gelangen. Und in der Tat, der Ausblick war super! Selbst diejenigen unter uns, die anfangs eher skeptisch waren, die Straße zu verlassen und ohne Weg durch den Busch zu wandern, waren glücklich, es zu diesem grandiosen Aussichtspunkt geschafft zu haben. Eine kleine Pause und ein paar Fotos später haben wir uns auf den Rückweg zum Camp gemacht, der dann erstaunlich schnell ging.

Dort haben wir uns eine wohlverdiente Mahlzeit zubereitet und leider den richtigen Zeitpunkt verpasst, alles zusammen zu packen und uns auf den Weg zu machen. Long Story short: Es fing wieder an zu regnen, wieder stand der Parkplatz innerhalb kürzester Zeit unter Wasser und eines unserer Zelte war noch nicht abgebaut. Ergebnis: ALLES ist nass geworden. Das hat uns trotzdem nicht davon abgehalten, noch einen Stopp bei den Ruacana Falls einzulegen, schließlich sind wir extra dafür gekommen. Der Kunene führte nicht so viel Wasser wie erwartet, deshalb war es anstatt eines imposanten Wasserfalls eher ein in die Tiefe stürzender Bach. Trotzdem war es dort total cool. Die Felsformationen verschafften ein Mal mehr einen unglaublich tollen Ausblick. Sowohl von oben als auch von unten. Es gibt dort Treppen, die man bis zum Wasser hinab steigen kann. Der Abstieg war etwas waghalsig: Teilweise gab es kein Geländer, teilweise waren die Stufen seitlich weggekippt oder gar nicht mehr vorhanden. Aber es hat sich gelohnt. Wir konnten bis ans Wasser hinunter und dort auf den Steinen und Felsen im Wasser herumklettern. Da hat es sich dann sogar noch ausgezahlt, dass wir den Abstieg nicht festen Schuhen sondern mit Badelatschen bewältigt haben, die konnten unten nämlich problemlos nass werden. :D

Unser Wochenendtrip zu den Ruacana Falls

Anschließend lagen noch zwei Stunden Heimfahrt vor uns. Müde und kaputt erreichten wir Abends im Dunkeln unser zu Hause und mussten erstmal all unsere Sachen zum Trocknen aufhängen. Trotz Regen und Nässe war es ein toller Wochenendausflug, der tierischen Spaß gemacht hat.

In der darauffolgenden Woche stand wieder der normale Schulalltag auf dem Programm. Am Mittwoch habe ich es im wiederholten Anlauf endlich das erste Mal geschafft, zum Tennis-Training auf dem Engeneering Campus zu gehen. Vorher ist ständig etwas dazwischen gekommen oder es fand doch kein Training statt. Es war ein schönes Gefühl, endlich mal wieder einen Schläger in den Händen zu halten und ich werde dort in Zukunft definitiv häufiger hinfahren.

Das waren nun die wesentlichen Geschehnisse aus den letzten eineinhalb Monaten. Es freut mich, wenn du es bis hierhin geschafft hast, dabei zu bleiben. Ist ja doch ganz schön viel geworden dieses Mal… Alles in allem war es eine anstrengende aber sehr schöne und ereignisreiche Zeit. Durch neue Aktivitäten wie Run Along und Tennis sowie neue Freunde und Bekanntschaften außerhalb der Schule, fühle ich mich immer mehr, als sei ich hier in Ongwediva so richtig angekommen.

Trotzdem passt es gut, dass wir nun ein verlängertes Wochenende hatten, an dem wir ausnahmsweise mal nicht unterwegs waren. So konnte ich endlich mal alle Sachen aufholen, die ich in der letzten Zeit nicht geschafft habe: Wohnung putzen, Blog schreiben, ausschlafen, …

In diesem Sinne: Happy Independence Day!

Zu guter Letzt noch ein paar Bilder der wunderschönen Abendhimmel, die wir hier fast täglich erleben dürfen und die ich euch nicht vorenthalten möchte :)

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Kommentare: 1
  • #1

    Holger (Papa ;-)) (Montag, 04 April 2022 19:26)

    Herzlichen Dank für diese wieder so tollen Schilderungen, Eindrücke und Fotos lieber Steffen. Ich spüre, dass du tatsächlich so RICHTIG ANGEKOMMEN bist. Weiterhin viel Spaß, Freude und Erfolg!!! :D
    Ganz liebe Grüße aus dem kühlen Norddeutschland