Start mit den hearing-impaired Kids, Besuch aus und in Eenhana, Gottesdienst und Plätzchen backen

Nun sind schon wieder mehr als zwei Wochen vergangen, seit ich den letzten Beitrag geschrieben habe. Die Zeit vergeht so schnell. Kaum zu glauben, dass ich nun schon über einen Monat in Namibia bin und bereits seit über drei Wochen gemeinsam mit Hanna in meiner Einsatzstelle arbeite.

In den Vergangenen beiden Wochen wurde unsere Arbeit an der Eluwa Special School immer strukturierter. Nachdem die erste Woche noch von relativ viel Durcheinander geprägt war, haben wir mittlerweile unseren festen Stundenplan. Die Kinder der visual impaired section haben wir vormittags. Es ist total spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Klassen sind. Einige sind total offen und zutraulich, während andere eher distanziert sind und fast gar nichts erzählen. In einigen Klassen können fast alle Schüler*innen relativ gut sehen, in anderen sind viele dabei, die fast blind sind. Insbesondere mit den jüngeren Schüler*innen ist die Arbeit nicht immer leicht, da viele von ihnen noch kein gutes Englisch sprechen. Da Hanna und ich (noch) kein Oshivambo können und einige der Kinder nichts sehen, sodass Gestik und Mimik auch nicht weiterhelfen, ist die Verständigung sehr schwierig, sodass wir bisher eher auf nicht so erklärungsintensive Spiele und Übungen zurückgreifen. Die bisherigen Sportstunden bestanden so meistens aus Koordinationsübungen, kleinen Reaktions- und Laufspielen für die ganze Gruppe und Übungen mit einem Ball der Geräusche macht (fangen, werfen, schießen). Nach wie vor macht die Arbeit mit den Kids Spaß und es ist erstaunlich, wie sich die Sportstunden in den paar Wochen bereits weiterentwickelt haben. Insbesondere bei der Pre-Primary (Vorschule), die wir jeden Tag haben, haben sich schon richtige Routinen entwickelt und die Kinder sind nach den ersten Stunden bereits so richtig aufgetaut und verstehen unsere Spiele immer besser – schön, diese Entwicklung zu sehen.

Die mit den Schüler*innen der hearing impaired section machen wir aktuell nachmittags Sport. Wegen Corona wurde dort der Sportunterricht aus dem Stundenplan gestrichen und bis wir ankamen nicht wieder aufgenommen. Da das Schuljahr fast zu Ende ist, lohnte es nicht mehr, den Stundenplan anzupassen, sodass wir mit den Sportstunden auf die Nachmittage ausweichen mussten. So haben wir jetzt montags bis donnerstags jeden Tag eine Sportstunde von 16:00 bis 16:45 Uhr und eine von 18:00 bis 18:45 Uhr. Bei unserer ersten Nachmittagsstunde mussten wir leider feststellen, dass die Absprache, dass die Schüler*innen durch ihre Lehrkräfte und Nachmittagsbetreuer*innen informiert werden, offenbar nicht so richtig funktioniert hat, denn es kam niemand. Für die Sportstunde um 18 Uhr hat uns daher ein Lehrer geholfen, die Kids der Klassen 5 und 6 vom ganzen Schulgelände einzusammeln und hat uns anschließend geholfen, unsere Anweisungen in Spielregeln in Gebärdensprache zu übersetzen. Ab dem nächsten Tag haben wir unsere Nachmittagssportstunden dann komplett alleine bewerkstelligt. Gar nicht so leicht… Da wir nicht ausreichend Zeitslots neben den Essenszeiten der Schüler*innen gefunden haben, mussten wir einige Klassen zusammen legen, sodass wir teilweise über 30 Kids auf einmal haben. Klingt erstmal gar nicht so viel, aber da sie taub sind und nur Gebärdensprache sprechen, dauert es oft sehr lange, bis man von allen die Aufmerksamkeit hat. Sobald die letzten Schüler*innen endlich herschauen, sind die ersten oft schon wieder abgelenkt. Das ist schon sehr anstrengend. Außerdem sprechen Hanna und ich die Gebärdensprache nach nur 3 Wochen an der Schule natürlich noch nicht wirklich gut. Insbesondere, wenn einige Kids Quatsch machen oder es Konflikte gibt, können wir sie nicht so ohne weiteres lösen, da uns dafür schlichtweg noch das Vokabular fehlt.

Dennoch klappt es überwiegend gut. In den meisten Fällen verstehen die Schüler*innen, was wir meinen und viele Übungen und Spiele können wir ja erklären, indem wir sie einfach vormachen. Meistens sind das kleine Lauf- und Reaktionsspiele sowie Sprintübungen und Staffelläufe, begeitet von Kraft- und Dehnübungen. Außerdem sind insbesondere die älteren Schüler*innen total hilfsbereit und zeigen uns immer, wie wir etwas deutlicher und verständlicher in der Gebärdensprache ausdrücken können. So lernen wir jeden Tag neue Gebärden, die uns in den nächsten Sportstunden weiterhelfen, wodurch wir immer besser werden.

Eindrücke aus dem Sportunterricht mit den hearing impaired Kids.

Aber nicht nur in der Schule ist in den vergangenen Wochen viel passiert, sondern auch in unserer Freizeit. Der Kontakt zu der Familie, auf deren Grundstück unsere kleine Wohnung steht, ist immer enger geworden. Häufig spielen wir auf der Straße gemeinsam mit ihnen Fußball, nachdem wir um 19 Uhr aus der Schule kommen. Außerdem machen wir regelmäßig mit ihnen abends noch ein kleines Workout und Grace und Valentine bringen uns einige ihrer favorisierten Tanzschritte bei. Das schweißt natürlich zusammen.

Am Wochenende vom 19. bis 21.11. sind unsere Mitfreiwilligen Emily und Phil uns besuchen gekommen. Sie wohnen und arbeiten in Eenhana, einer kleinen Stadt die ca. eineinhalb Autostunden entfernt liegt. Am Samstag haben wir zuerst ein paar Fußbälle die Projekte ihre Projekte besorgt und waren für das Abendessen einkaufen. Dabei haben wir auch das erste Mal eine Monkeyfruit gekauft und probiert. Sie sieht von außen aus wie eine Orange, hat aber eine total harte Schale und innen ganz viele Kerne und Fruchtfleisch, welches man essen kann. Nachmittags waren wir dann mit Emily, Phil und unseren Nachbarskindern in Bennie‘s Entertainment Park. Das ist ein kleiner Freizeitpark. Die Hauptattraktion dort ist der Pool, indem wir schwimmen waren. Neben unseren Nachbarskindern waren auch Daniel und Katrina (ebenfalls aus der Nachbarschaft) dabei. Wieder zwei neue Kontakte in der Nachbarschaft, es werden immer mehr. Der ansonsten superschöne Ausflug wurde von den unschönen Ereignissen begleitet, dass kurz bevor wir gehen wollten, ein Mann aus dem Becken gehievt wurde, weil er Wasser geschluckt hatte. In der stabilen Seitenlage hat er sich aber langsam wieder erholt und war ansprechbar – ist also nochmal glimpflich ausgegangen. Vor dem Gehen musste ich dann leider auch noch feststellen, dass jemand meine geliebten Adiletten geklaut hat. :(

Abgesehen davon aber ein wirklich toller Ausflug, den wir am Abend abgerundet haben, indem wir noch ein schönes Workout durchgezogen und anschließend super leckere vegetarische Burger gemacht haben.
Am Sonntag haben wir dann entspannt gefrühstückt und ein neues Kartenspiel ausprobiert, bevor Emily und Phil wieder gefahren sind.

Monkeyfruit, Bennie's Entertainment Park, abendliches Workout und Veggie-Burger

Am nächsten Wochenende (24. bis 26.11.) haben wir dann von Freitag auf Samstag Emily und Phil in Eenhana besucht, wo wir abends Pizza essen gegangen sind und anschließend noch einen Abstecher in eine kleine Bar gemacht haben. Da die anderen am Sonntag auf eine Vorhochzeit eingeladen waren, sind wir dann bereits am Samstag wieder mit dem Taxi zurückgefahren. Abends bin ich dann spontan mit Diouf und Tuhafeni (die wohnen ebenfalls hier auf dem Grundstück) zu den Nachbarn ein Haus weiter rüber gegangen, wo wir ein Fußballspiel der Premier League geschaut haben. Zwar hat mich das Spiel gar nicht so wirklich interessiert, aber so konnte ich endlich auch mal die anderen Nachbarn kennenlernen. Es ist total schön, wie wir merken, dass wir so nach und nach immer mehr hier ankommen und mehr Leute in unserer Umgebung kennenlernen. Am Sonntag sind Hanna und ich gemeinsam mit unseren Nachbarn zur Kirche gegangen. Für uns hieß es also: Frühes Aufstehen und Herausputzen, schließlich wollten wir keinen schlechten Eindruck machen. Da musste dann bei heißen Temperaturen auch mal die lange Jeans her. Der Gottesdienst war total aufregend. Es wurde super viel (und laut!!!) gesungen. Als es losging bekam ich totale Gänsehaut weil ich so geflasht von der Kraft des Gesangs war. Außerdem wird während des Gottesdienstes getanzt und man hat richtig gespürt, dass die Gottesdienste bei den Kirchenbesucher*innen eine sehr große Bedeutung zu haben scheinen. Eine umso größere Ehre war es für uns, dass wir eingeladen wurden, mitzukommen.
Anschließend haben wir uns mit den Kids von nebenan zum Plätzchen backen verabredet. Es war schließlich der erste Advent, der Start der Vorweihnachtszeit: Also Weihnachtsplaylist an und dann wurde Teig geknetet, ausgerollt und Plätzchen ausgestochen. Das hatte schon etwas surreales für uns, bei ca. 35°C die Vorweihnachtszeit einzuläuten. Trotzdem hat es allen Beteiligten einfach super viel Spaß gemacht. Anschließend wollten wir uns den Verzehr der leckeren Weihnachtskekse auch verdienen und haben mal wieder eines unserer gemeinsamen Workouts durchgezogen, bevor wir die Kekse dann unter allen aufgeteilt haben. Abends ging es für mich dann wieder zu den Nachbarn (ein Grundstück weiter), wo wir wieder Fußball geschaut haben: Chealsea gegen Manchester United. Die Premier League ist bei vielen hier generell sehr beliebt und insbesondere Tuhafeni, der Chealsea-Fan ist, wollte das Spiel natürlich unbedingt sehen.

Aufbruch zur Kirche und Weihnachtsplätzchen backen

Für mich waren es sehr ereignisreiche zweieinhalb Wochen. Hanna und ich kommen immer besser in unsere Arbeit rein und lernen viel dazu. Vieles funktioniert schon gut, an einigem müssen wir aber auch noch arbeiten. Nach wie vor bin ich aber super happy an der Schule. Zudem haben wir in unserer Freizeit in den letzten zweieinhalb Wochen einen viel engeren Kontakt zu der Familie gefunden, bei der wir mit auf dem Grundstück wohnen, was uns total freut. Nun rücken langsam die Schulferien immer näher, die bereits nächste Woche starten. Für diese Zeit möchten Hanna und ich gerne ein Schwimmprojekt im Bennie‘s Park in Angriff nehmen, welches offen für die gesamte Community ist. Damit das klappt, müssen wir aber noch einiges planen und organisieren. Drückt die Daumen. :)

Wenn das alles so klappt, wie wir uns das vorstellen, könnt ihr von dem Schwimmprojekt sicher im nächsten Blogbeitrag lesen. Bis bald!

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